KATLIN BORNHOLDT (4. Klasse):
Als ich eines Tages zur Schule ging, sah ich auf allen Plakaten den gleichen Spruch. Ich fragte meine beste Freundin Elli: „Siehst du auch auf allen Plakaten das Gleiche?“ „Nein“, sagte sie. Das war so komisch. Auf allen Plakaten stand: Tauche ins Meerwasser ein und stelle dir eine Welt vor! Es klang so geheimnisvoll.
Nach der Schule erzählte ich es meiner Familie. Ich dachte, dass sie mich für verrückt halten würden, aber den anderen ging es genauso. Meine Schwester Elsa sagte: „Ich finde, wir müssen unbedingt ans Meer! Übermorgen ist sowieso der letzte Schultag vor den Sommerferien.“ Alle fanden den Vorschlag gut. Wir hatten vor, einen Zelturlaub am Meer zu machen. Nur eine Schwierigkeit gab es noch: Jeder wollte in eine andere Welt.
Am Ende konnten wir uns auf zwei Teams einigen. Elsa und ich wollten uns ein Paradies vorstellen, und Mama und Papa eine Welt ohne Probleme. Dann war es endlich so weit. Wir fuhren an die Ostsee! Unsere Zelte schlugen wir an einem verlassenen Strand auf. Am nächsten Tag nahmen Elsa und ich die wichtigsten Dinge und taten das, was auf den Plakaten stand. Wir tauchten ins Meerwasser ein und stellten uns eine Welt vor.
Zuerst passierte gar nichts. Aber dann drehte sich alles um uns herum, und wir wurden in einem Strudel hinabgezogen. Als es aufhörte, lag ich auf einer grünen Wiese. Neben mir lag Elsa. Sie fragte: „Sind wir jetzt in diesem Paradies?“. „Ich glaube schon. Wir könnten uns ja erst mal umschauen. Und wenn wir zurückwollen, fragen wir jemanden“, antwortete ich. Wir guckten uns ein wenig um und merkten schnell, dass es keine Menschen gab und wir auf einer ziemlich großen Insel waren.
Dafür gab es viele leckere, aber auch ekelige Früchte. Wir sahen sehr viele unterschiedliche Tiere und Pflanzen. Plötzlich sprach jemand mit krächzender Stimme zu uns: „Ich bin der einzige Mensch hier. Ich kann euch Früchte zeigen, die ungiftig sind. Außerdem kann ich euch noch zeigen, wie ihr wieder nach Hause kommt.“ – „Na gut“, antworteten wir.
Nachdem er uns die ungiftigen Früchte gezeigt hatte, fragte ich mutig: „Wie heißt du eigentlich?“ Der Mann sah uns an und antwortete: „Ich heiße Señor Paradiso.“ Zuerst schauten wir ihn erstaunt an, dann fragte Elsa: „Okay Señor Paradiso, könnten Sie uns jetzt sagen, wie wir wieder nach Hause kommen?“ Er antwortete: „In der Mitte der Insel steht ein riesiger Baum. Er ist 28 Meter hoch und einen Meter breit. Er ist das Zuhause eines Orang-Utans, der es überhaupt nicht mag, wenn jemand auf seinen Baum klettert!“ – „Und wie sollen wir dann dort hochkommen?“, fragte ich. „Tja“, antwortete Señor Paradiso. „Der Baum hat sehr dichtes Laub. Ihr könntet versuchen, euch darin zu verstecken. Wenn ihr es schafft und oben auf der Spitze seid, müsst ihr nur noch sagen, wo ihr hinwollt.“
Elsa und ich sahen uns an. Danach fragte Elsa misstrauisch: „Und wie lange dauert es bis zur Mitte der Insel?“ Señor Paradiso überlegte kurz und sagte dann: „So ungefähr einen Tagesmarsch.“ Ich antwortete, von dem Gedanken an einen so weiten Marsch schon erschöpft: „Okay, ich würde mal sagen, dass wir die leckeren Früchte einpacken und dass Sie, Señor Paradiso, wenn es okay ist, uns dann zum Baum führen.“ So wurde es gemacht. Nach kurzer Zeit gingen wir los.
Es war sehr mühsam, so viel zu laufen. Wir gingen durch Wälder und über Wiesen. Zwischendurch machten wir viele Pausen. Nach sehr, sehr langem Wandern sagte Señor Paradiso ernst: „Wir sind jetzt ganz nah an dem Baum. Am besten bleiben wir bis morgen hier. Dann geht ihr los!“ Wir aßen noch Früchte und mitgebrachtes Brot als Abendessen. Danach holten Elsa und ich unsere Schlafsäcke heraus, und wir schliefen bald ein.
Am nächsten Morgen frühstückten Elsa und ich sehr viel, damit wir dann besser klettern konnten. Elsa und ich bedankten uns bei Señor Paradiso. Danach schlichen wir uns an den Baum heran, um nicht entdeckt zu werden. Wir kletterten den ganzen Vormittag und machten nur eine kurze Pause, um ein bisschen zu essen und zu trinken. Beim ganzen Klettern versteckten wir uns im dichten Laub. Oft kletterte der gefährliche Orang-Utan ganz nah an uns vorbei, entdeckte uns aber nicht. Gegen Mittag waren wir schon fast an der Spitze, es fehlten nur noch zwei bis drei Meter.
Das Problem war nur, dass oben nicht mehr genug Laub zum Verstecken war. Wir mussten ohne Deckung weiterklettern. Genau in dem Moment entdeckte uns der Orang-Utan! Wir hatten ihn auch schon gesehen. „Schnell!“, rief ich Elsa zu. Wir kletterten so schnell wir konnten, aber der Orang-Utan verfolgte uns. In letzter Sekunde waren wir oben angekommen und Elsa rief: „Zurück zum Zeltlager!“ Uns packte wieder der Strudel, und wir wurden hinabgezogen. Nun waren wir wieder bei den Zelten. Mama und Papa waren auch schon da. Wir erzählten uns, was wir erlebt hatten, und genossen den restlichen Urlaub.