TIM THORMANN (5. Klasse):
Ich bin zwölf Jahre alt, heiße Ryan und lebe in New York City (USA). Vor ein paar Tagen habe ich etwas Unglaubliches, aber zugleich auch sehr Spannendes erlebt. Alles fing damit an, dass ich in der ersten großen Pause vor dem Klettergerüst meines Schulhofs eine seltsame schwarze Kugel fand. Eigentlich wollte ich sie mir erst einmal genauer anschauen, doch dann klingelte es auch schon. Zunächst dachte ich, dass ich sie einfach wegwerfen sollte – doch dann fiel mir ein geheimnisvolles Loch an der Kugel auf, die in etwa so groß wie eine Murmel war. Also steckte ich sie mir in die Tasche. Nach der Schule beschloss ich, sie zu Hause genauer unter die Lupe zu nehmen. Natürlich bemerkte ich als erstes wieder das Loch. Doch als ich die Kugel anfasste, blinkte ein blaues Licht auf. Nur wenige Sekunden später schoss auch noch ein blauer Strudel in die Höhe. Ich wollte schon aus dem Zimmer rennen, aber der Strudel kam immer näher. Er leuchtete immer heller auf, bis ich schließlich von ihm eingesogen wurde. Mehrere Sekunden lang wurde ich hin und her gewirbelt. Ich dachte schon, das wäre mein Ende, bis der Wirbel langsamer wurde. Als ich letztendlich stehen blieb, wusste ich gar nicht, wo ich war. Langsam kam ich wieder zu mir und lag zusammen mit einem Golem-ähnlich aussehenden Wesen in einem vergitterten Holzwagen. Als ich ihn ansah, blickte ich in rote Augen, die sehr traurig aussahen. Er sagte zu mir: „UWU URU GAWUGA.“ Ich entgegnete: „Sorry, aber ich verstehe dich nicht.“ Da antwortete er plötzlich: „Ach, du sprichst die Menschensprache.“ Ich war sehr erleichtert, dass er auch Englisch sprechen konnte, denn ich wusste absolut nicht, wo ich war. Als allererstes wollte ich ihn fragen, woher er Englisch konnte. Er sagte nur, dass man in einem langen Leben so einiges mitbekommt. Ich fragte ihn nun, wo ich hier gelandet sei. Er erzählte mir sehr viel über das Land, in dem er lebte. Und er wusste sogar, warum ich und er hier in einem Holzfahrzeug durch Steppen, Wälder und Felder geschoben wurde. Außerdem berichtete er, dass man seine Welt mit all ihren Bewohnern vor langer Zeit in eine magische Kugel eingesogen habe. Zuvor war er der König gewesen, doch in der Kugel entrissen einige seiner Untertanen ihm die Macht. Seitdem waren sie immer auf der Jagd nach ihm. Er erzählte auch, dass sein altes Land stets sehr gastfreundlich gewesen sei, aber das neue Land in der Kugel nicht gern Gäste von außen aufnahm. Nun konnte ich mir schon so manches erklären. Ich war also durch die Berührung des Loches an der Kugel in diese Welt gelangt! Ich fragte das Wesen im Holzwagen neben mir (später erfuhr ich, dass es ein SASIRIS namens TORADEUS war): „Wie komme ich jetzt wieder in meine alte Welt zurück?“ Diese Frage beantwortete er schnell: „Nur der neue König MORETIUS kann Gestalten mithilfe einer Formel in ihre alte Welt zurückschicken. Man müsste ihn in einem Kampf bezwingen und so an seine Geheimformel herankommen, denn einfach so wird König MORETIUS dich nicht wieder zurück in deine Welt lassen.“ Einige Stunden später waren wir bei einer palastähnlichen Burg angekommen. Es war, wie TORADEUS mir erklärte, der riesige Sitz von MORETIUS. Einige andere SASIRISSE, die anscheinend für MORETIUS arbeiteten, schleppten mich und TORADEUS in eine Halle, in der ein großer Königsthron stand. Als wir dort ankamen, war der Thron noch in Richtung Wand gerichtet, so dass man nicht sehen konnte, wer auf ihm saß. Doch nachdem uns von hinten ein paar weitere SASIRISSE die Hände verbunden und uns in die Kniekehlen getreten hatten, guckte ich gespannt zum Thron. Der Thron fing an, sich langsam zu drehen. MORETIUS´Gesicht sah fast aus wie das von TORADEUS. Wie dessen Körper war auch der von König MORETIUS sehr muskulös, doch MORETIUS war ein Stückchen größer – zumindest schien das auf dem hohen Thron so. Er sagte mit rauer Stimme zu mir: „Erst mal zu dir, du Fischkopf. Du siehst aus wie ein Mensch, und Menschen sind bei uns ganz und gar unerwünscht. Wachen, werft ihn ins Gefängnis!“ Ich konnte ihn noch lange laut lachen hören. Einige Minuten später kam auch TORADEUS die rutschige, alte Steintreppe des Gefängnisses hinunter. Ich war nun schon zum zweiten Mal an diesem Tag erleichtert, denn zu Beginn hatte ich befürchtet, dass er in eine andere, weit entfernte Zelle kommen würde. Zum Glück war er aber in der Zelle direkt neben mir. Nur ein paar Gitterstäbe trennten uns. In der Nacht kam TORADEUS ganz nah an mein Gefängnisabteil heran. Er flüsterte mir zu: „Ich habe einen guten Plan, wie wir herauskommen könnten. Vor deiner Zelle liegt eine Spitzhacke. Wenn du gut klettern kannst, würdest du vielleicht das Gitterfenster erreichen. Da du so dünn bist, würdest du vielleicht durch das Fenster passen. Du wärest draußen und könntest mir auch noch zum Ausbruch verhelfen, denn draußen liegt ja noch die Spitzhacke. Du müsstest mit ihr so heftig gegen meine Gitterstäbe schlagen, dass diese sich verbiegen. Dann könnte ich auch herauskommen.“ Mit letzter Kraft zog ich mich an der Steinwand hoch. Ich konnte tatsächlich durch die Stäbe gleiten. Nun musste ich nur noch mit der Spitzhacke die Gitterstäbe des Raumes von TORADEUS verbiegen. Auch das funktionierte reibungslos. Wir beide waren frei! Zuerst freute ich mich riesig und war auch sehr stolz auf mich. Doch mir fiel ein, dass wir ja noch den großen MORETIUS besiegen mussten. Ich fragte TORADEUS, wie ich denn ohne Waffen kämpfen könnte. Er antwortete, dass er mitkämpfen würde, um wieder König zu werden. Außerdem kannte er jemanden, der einen Waffenladen betrieb. Wir gingen also zu diesem Bekannten. Der alte Freund war sehr verdutzt, als ich und TORADEUS ihn mitten in der Nacht weckten. Obwohl er deswegen etwas wütend wurde, gab er mir eine Eisenrüstung und ein Schwert. Nun waren wir bereit für den Kampf. Noch in der gleichen Nacht wollten wir MORETIUS besiegen. Nach ungefähr vierzig Minuten standen wir in der riesigen Thronhalle. Kurze Zeit später waren wir am Schlafraum von MORETIUS. TORADEUS gab mir immer wieder Anweisungen, was ich zu tun hatte. Mein Job war es zuerst einmal, die Tür zum Schlafraum von König MORETIUS für die Wachen zu versperren. Mit meinem Schwert sollte ich angreifende SASIRISSE abwehren. Als ich vor der Schlafzimmertür ankam, hörte ich von drinnen erste Schreie. Einige Wachen stürmten auf mich zu. Ich konnte viele mit meinem Schwert abwehren, doch als fünf SASIRISSE gleichzeitig auf mich losstürmten, rutschte mir die Waffe aus der Hand. Die Schreie wurden stiller, bis sie völlig verstummten. Sofort rannte TORADEUS zu mir und besiegte die letzten übrig gebliebenen Wachen, die mich zu Boden gestoßen hatten. Ich fragte ihn: „Woher kommst du denn jetzt?“ Er antwortete: „Ich habe eben gerade den König überwältigt und gefesselt. Es war klar, dass du irgendwann geschlagen werden würdest. Also kam ich schnell zu dir gerannt!“ Am nächsten Morgen kümmerten wir uns um MORETIUS und steckten ihn ins Gefängnis. Die Bevölkerung musste darüber informiert werden. Also schickte TORADEUS, da er jetzt wieder König war, ein paar Boten ins Land. Viele SASIRISSE freuten sich, denn sie wussten, was für ein guter König TORADEUS war. Er gab mir auch die Formel. „Aber komm ja noch mal wieder“, sagte TORADEUS zu mir. Ich sprach die Formel laut aus. Und tatsächlich – es funktionierte! Es kam wieder ein blauer Strudel auf, der mich ohne Probleme zurück nach Hause beförderte. Zwar fand ich es schön, wieder in New York zu sein. Ich machte mir allerdings auch Sorgen um meine Eltern, die wahrscheinlich große Ängste hatten ausstehen müssen – schließlich war ich fast zwei Tage lang fort gewesen. Als ich auf die Uhr sah, standen die Zeiger aber exakt an derselben Position wie vor meinem Verschwinden. Plötzlich klingelte etwas. Ich fing an zu schwitzen, und mir kam es vor, als würde ich liegen. Ich war in meinem Bett und öffnete die Augen. Das Klingeln war mein Wecker! War alles nur ein Traum gewesen? Ich blickte ein weiteres Mal auf meinen Nachttisch. Dort lag eine schwarze, murmelgroße Kugel. Und sie hatte eindeutig ein kleines Loch. ---ENDE---