ULIANA DEMKO (7. Klasse):
Am 24. Februar wachten meine Familie und ich durch Explosionen auf. Zuerst verstanden wir nicht, was es war, schauten aufs Mobiltelefon, aber als wir anfingen zu lesen, was auf dem Display stand, wurde es sehr beängstigend. Wir standen sofort auf und sammelten alle notwendigen Dinge zusammen. Vom Balkon aus sah ich einen russischen Helikopter fliegen, dem eines unserer Flugzeuge folgte und abschoss. Helikopterteile fielen auf die Erde herab. Um 6 Uhr abends verließen wir unser Haus, es gab viele Panzer auf dem Weg aus Kiew hinaus. Ich verließ eine Heimat, in der ich mein ganzes Leben verbracht hatte, es war furchtbar, sie zu verlassen. Du verstehst, dass du in eine Ruine zurückkehren wirst, wenn du überhaupt zurückkehren kannst. Wir fuhren, es gab einen sehr langen Stau, und überall waren Schüsse zu hören, ich dachte: „Das war es jetzt, wir werden jetzt alle sterben“. Acht Stunden fuhren wir in die Nachbarstadt. Eine Strecke, für die wir normalerweise zwei Stunden gebraucht hätten. Unsere Eltern fuhren mit uns in die Innenstadt, nur um uns auf andere Gedanken zu bringen, wir gingen spazieren. Eine Rakete flog in die Stadt. Überall Schüsse, Explosionen, Sirenen, das ist sehr beängstigend! Besonders, wenn man um zwei Uhr morgens zum Luftschutzkeller muss, die Straße nicht beleuchtet ist, eine schreckliche Sirene heult, geht man wie in einem Horrorfilm. Nachts sind wir oft gelaufen, weil alle vierzig Minuten ein Luftalarm ertönte. Meine Eltern entschieden, in die Westukraine zu gehen, weil es dort ruhiger war. Aber auch da wurde es immer schlimmer. Dann sind wir nach Deutschland gefahren. Da wollte ich nicht hin, weil mein Papa in der Ukraine bleiben musste. Wir kamen in Witzenhausen an, dann zogen wir nach Göttingen. Es war sehr still, ruhig, ohne Sirenen und Explosionen. Ich bin wieder zur Schule gegangen, zum Hainberg-Gymnasium. Es ist meiner Schule in Kiew etwas ähnlich, die Klassenkameraden sind sehr nett und freundlich. Ich habe im Krieg zwei Haustiere verloren. Aber jetzt ist alles mehr oder weniger gut, neue Freunde sind aufgetaucht.